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Carola Rackete erhält ersten Karl-Küpper-Preis

Kapitänin der Sea-Watch 3 für Zivilcourage ausgezeichnet. Jury würdigt ihr besonderes Engagement in der Flüchtlingshilfe.

  • Kapitänin der Sea-Watch 3 für Zivilcourage ausgezeichnet
  • Jury würdigt ihr besonderes Engagement in der Flüchtlingshilfe
  • Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises für 19. Oktober geplant

Die Kapitänin und Menschenrechtsaktivistin Carola Rackete erhält als erste Preisträgerin den Karl-Küpper-Preis für ihr besonderes Maß an Engagement und Zivilcourage. Das gaben die Initiatoren des Preises – die Stadt Köln, die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, das Festkomitee Kölner Karneval und die Familie Karl Küppers – bekannt. Der Preis war anlässlich des 50. Todestages des Ausnahmekarnevalisten 2020 ins Leben gerufen worden, um dessen Einsatz für die Meinungsfreiheit und sein couragiertes Engagement gegen den Nationalsozialismus zu würdigen.

Der bekannte Kölner Büttenredner nutzte seine Auftritte oft für Kritik am NS-Regime und ließ sich von Repressalien und Redeverboten nicht einschüchtern. Durch seine kritische Haltung zeigte er nicht nur bestehende Missstände auf, sondern dient auch heute noch weit über den Karneval hinaus als Vorbild.

Carola Rackete erlangte 2019 internationale Bekanntheit, als sie als Kapitänin der Sea-Watch 3 im internationalen Seegebiet ca. 70 km vor der libyschen Küste 53 Schiffbrüchige an Bord nahm. Der Seenotrettung folgte eine tagelange Odyssee auf offenem Meer, da Rackete den nächsten sicheren Hafen der italienischen Insel Lampedusa ansteuerte, ihr dort aber das Anlaufen durch italienische Behörden untersagt wurde. Knapp drei Wochen nach der Seenotrettung entschied sich Rackete entgegen der Hafensperrung in den Hafen von Lampedusa einzufahren, um die Notsituation an Bord zu beenden und die Flüchtlinge sowie die Crew sicher an Land zu bringen. Rackete wurde noch auf dem Schiff verhaftet und unter Hausarrest gestellt, allerdings nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Die Aktivistin engagiert sich seit Jahren in der Seenotrettung und der Flüchtlingshilfe und setzt sich darüber hinaus als Naturschutzökologin auch aktiv für Natur- und Klimaschutz ein.

„Frau Rackete hat die Sicherheit und das Wohlbefinden anderer über ihr eigenes gestellt. Sie hat viel Mut und Menschlichkeit bewiesen, als sie die Schiffbrüchigen in Lampedusa an Land brachte und dafür mediale Verurteilung, juristische Verfolgung und offene Anfeindungen in Kauf genommen hat. Das verdient unser aller Bewunderung“, begründet Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees, die Entscheidung der Jury.

„Den Finger in die Wunde legen, Missstände offenlegen und sich dabei auch gegen den Strom stellen und Zivilcourage zeigen – das hat Karl Küpper wie kaum ein anderer gemacht und das hebt auch Carola Rackete von vielen Menschen ab“, betont Bernhard Conin, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums. „Wir brauchen Menschen wie sie gerade bei so schwierigen Themen wie der Flüchtlingskrise, um Solidarität und Humanität immer zum Leitbild unseres Handelns zu machen.“

Der Küpper-Preis wurde am 26. Mai 2020 – dem 50. Todestag von Karl Küpper – erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Preisgeld stiften zu gleichen Teilen die RheinEnergie und die Sparkasse KölnBonn. Beide Unternehmen haben den Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung fest in ihrer Unternehmensphilosophie verankert.

Die Verleihung wurde bedingt durch die aktuelle Covid-19-Pandemie auf den 19. Oktober 2020 verschoben. Verliehen wird der Preis durch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die die Patenschaft dafür übernommen hat: „Mit Carola Rackete erhält eine besondere Persönlichkeit diesen Preis. Hinsehen, handeln, sich für Menschen in Not einsetzen – mit ihrem Mut und ihrer Tatkraft ist Carola Rackete ein Vorbild für uns alle und ein Ansporn, sich gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen eine Spaltung in der Gesellschaft einzusetzen. Es ist mir eine Freude, diesen Preis im Sinne des Namensgebers Karl Küpper zu verleihen.“

Die Auswahl der Preisträger obliegt einer fünfköpfigen Jury, der neben der Oberbürgermeisterin auch der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, der Direktor des NS-Dokumentationszentrums sowie ein Vertreter der Familie von Karl Küpper angehören. Mit Carola Rackete wurde eine Preisträgerin in der Tradition Karl Küppers gefunden, die sich im Kampf gegen Rassismus und jede Form der Diskriminierung stellt. Sie nutzt die Preisverleihung, um auf die aktuellen Missstände in der EU aufmerksam zu machen: “Nach dem Terror der NS-Diktatur schaffte die internationale Gemeinschaft die Genfer Flüchtlingskonvention. Heute wird diese von den europäischen Staaten mit Füßen getreten, denn Flüchtlinge werden von EU-finanzierten Akteuren völkerrechtswidrig in die Kriegsgebiete zurückgebracht, aus denen sie fliehen. Um diese Erosion der Menschenrechte aufzuhalten, müssen wir handeln, statt zu schweigen.”