Kölner Rosenmontagszug 2019: Festkomitee lässt Pferde unter verschärften Bedingungen weiter zu
- Gemeinnützige Gesellschaft des Kölner Karnevals mbH geht nach intensiven Untersuchungen des Kutschvorfalls 2018 von Fremdeinwirkung aus
- Oberstes Ziel ist die Minimierung von Risiken und Stress für Mensch und Tier
- Zusätzliche verschärfte Vorgaben sollen Stressniveau der Pferde im Zoch weiter reduzieren
Im Kölner Rosenmontagszug wird es auch in Zukunft Pferde und Kutschen geben. Das hat das Festkomitee Kölner Karneval nach mehrmonatigen Untersuchungen eines Vorfalls beim Rosenmontagszug 2018 durch die Polizei und externe Gutachter nun bekannt gegeben. Dazu wird eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, die das Stressniveau der Tiere weiter reduzieren sollen. Verstöße gegen diese Maßnahmen würden einen Ausschluss der betroffenen Tiere und eine weitere Reduzierung der Pferdeanzahl bedeuten. Bereits im Jahr 2018 nahmen über 100 Pferde weniger teil als im Vorjahr.
Beim Rosenmontagzug 2018 war es zu einem Vorfall mit einer Kutsche gekommen, bei dem insgesamt vier Personen verletzt worden waren. Auch wenn die Verletzungen der Zugteilnehmer weitgehend glimpflich verlaufen waren, hatte das Festkomitee den Vorfall sehr ernst genommen und – unabhängig von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt – eine eigene Untersuchung eingeleitet. „Die Aussagen der Zeugen, die die Polizei befragt hat, decken sich weitgehend mit unseren eigenen Nachforschungen”, so Alexander Dieper. „Auch wenn keine Täter festgestellt werden konnten, müssen wir davon ausgehen, dass ein Wurfgeschoss ursächlich für das Durchgehen der Pferde und damit auch für die Verletzungen der Zugteilnehmer war.” Im Rahmen der FK-eigenen Untersuchungen war darüber hinaus festgestellt worden, dass von den Beteiligten an dem Kutschvorfall alle Regeln, die seitens des Festkomitees und des Veterinäramtes für das Mitführen von Pferden im Rosenmontagszug erlassen wurden, eingehalten worden sind. Dazu gehörten die notwendigen Kutschführerscheine ebenso wie die vorgeschriebenen Pferdeunterlagen und die Anzahl und Ausbildung des Begleitpersonals.
„Auch wenn der Unfall 2018 durch Fremdwirkung ausgelöst wurde, setzen wir natürlich alles daran, dass Risiko für weitere Vorfälle so weit wie möglich zu minimieren“, so Alexander Dieper, Zugleiter des Kölner Rosenmontagszuges. Die erweiterten Richtlinien sehen unter anderem vor, die Gesamteinsatzzeiten der Pferde deutlich zu verringern und die Bedingungen zur Fütterung und Betreuung weiter zu verbessern. Außerdem soll die Lautstärke der Musik auf den Tribünen am Zugweg künftig stärker reguliert werden. Um ein Ausbrechen der Pferde zu vermeiden, sollen Kutschpferde grundsätzlich unmittelbar hinter anderen Großfahrzeugen eingesetzt und der Zugweg an möglicherweise kritischen Stellen durch zusätzliche Gitter schmaler gemacht werden. „Letztlich müssen wir aber festhalten, dass nicht jedes Risiko rund um eine solche Großveranstaltung ausgeschlossen werden kann", betont Dieper. „Gegen kriminelle Handlungen wie das Werfen von Flaschen – egal ob dabei Menschen oder Tiere getroffen werden – sind wir machtlos. Hier können nur Ordnungs- und Sicherheitskräfte eingreifen und für kriminelle Handlungen ist natürlich die Polizei zuständig.”
Auch ein Ausschluss der Pferde war im Rahmen der Nachbearbeitung intensiv geprüft worden. „Das wäre natürlich das – scheinbar – einfachste gewesen”, erklärt Zugleiter Dieper. „Doch bei näherer Betrachtung ist es nicht nur die fast 200 Jahre alte Tradition, die gegen ein Pferdeverbot spricht. Einige der dem Festkomitee angeschlossenen Gesellschaften könnten praktisch nicht mehr am Rosenmontagszug teilnehmen, weil sich das gesamte Vereinsleben um die Pferde dreht. Diesen Gesellschaften ihre Existenzgrundlage zu nehmen, weil einige unverantwortliche Störer Pferde und Reiter bewerfen, halten wir für falsch.”
Aus den Reihen der Reiterkorps erreichten das Festkomitee auch einige konstruktive Vorschläge, die den Zugweg für Pferde und Reiter stressfreier gestalten sollen. Sie wurden geprüft und in die beschlossenen Maßnahmen mit aufgenommen. Dazu werden vor allem die Regeln für die Versorgung und Betreuung der Pferde neu gefasst. Wichtig ist dabei auch ein vertrauensvolles Verhältnis, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Tier in Stresssituationen deutlich verbessert. Sollte der Reiter, Kutscher oder Begleiter das Tier nicht bereits aus dem Heimatstall kennen, ist die Gelassenheitsprüfung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, die erst im vergangenen Jahr neu eingeführt wurde, nochmals zu wiederholen. Auch muss über Reitstunden nachgewiesen werden, dass Reiter und Pferd ein vertrauensvolles Verhältnis miteinander haben. Verstöße gegen die Richtlinien für Pferde im Rosenmontagszug werden künftig noch strenger geahndet. „Das war auch ein Wunsch der Reiterkorpsführer, die selbst das größte Interesse daran haben, dass nur geeignete Pferde und Reiter am Zoch teilnehmen”, so Alex Dieper. „Die Gesundheit von Mensch und Pferd muss im Vordergrund stehen. Das werden wir in Zukunft noch strenger kontrollieren und damit auch die Sicherheit erhöhen.”