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Was ist das Kölner Dreigestirn?

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Es ist DAS Aushängeschild des Kölner Karnevals und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt: das Kölner Dreigestirn. Prinz Karneval regiert gemeinsam mit dem Kölner Bauern und der Kölner Jungfrau in jeder Session über die kölschen Jecken. Kurz nach Silvester werden sie dazu von Kölns Oberbürgermeisterin proklamiert, die ihnen feierlich die symbolischen Schlüssel zur Stadt überreicht. Bis Aschermittwoch absolvieren die drei rund 450 Termine, die sie in alle großen und kleinen Sitzungssäle, aber auch in Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten sowie Pfarr- und Altersheime bringen. Rund ein Drittel aller Termine hat einen sozialen Zweck: Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, sowie Freude und Frohsinn für die Alten und Jungen, die kranken und sozial schwachen Jecken. 

Ausgewählt wird das Trifolium in jedem Jahr vom Vorstand des Festkomitees Kölner Karneval. Bewerbungen werden nur akzeptiert, wenn sich Interessenten als Team bewerben und Mitglieder in einer dem Festkomitee angeschlossenen Gesellschaft sind. Dabei müssen nicht alle Bewerber eines Teams in derselben Gesellschaft sein, auch Zusammenschlüsse sind erlaubt. Übrigens gibt es keine Vorgaben zu Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religion der einzelnen Bewerber, jedes Team ist willkommen. 

In der Regel wird das Trifolium im Spätsommer vorgestellt, damit es zur Sessionseröffnung am 11.11. als designiertes Kölner Dreigestirn die ersten Termine wahrnehmen kann. In der Zeit von der Auswahl bis zur Proklamation im Januar haben die drei nicht nur Sprech- und Bühnentraining, sie werden auch im Singen und Tanzen geschult. Gemeinsam mit einem Team des Festkomitees wird ein eigenes Bühnenprogramm erarbeitet, mit dem Prinz, Bauer und Jungfrau in der Session auftreten. Jedes Dreigestirn gibt sein Bestes, um die Jecken zu unterhalten und das aktuelle Motto passend zu interpretieren. Zudem sammelt jedes Dreigestirn traditionell Spendengelder bei seinen Besuchen, um kölsche wohltätige Organisationen zu unterstützen oder eigene Sozialprojekte voranzutreiben. 2020 wurde so beispielsweise der erste Integrationswagen für Rollstuhlfahrer für den Kölner Rosenmontagszug realisiert.  

Historie

Heute ist das Dreigestirn ein fester Bestandteil des Kölner Karnevals, aber das war nicht immer so: So wie wir heute das Trifolium mit Prinz, Bauer und Jungfrau kennen, besteht es erst seit den 1870er Jahren. Angefangen hat alles mit dem Held Carneval, der im ersten Rosenmontagszug 1823 mitfuhr. 

Nachdem der Karneval unter der französischen Besatzung des Rheinlandes stark gelitten hatte, entwickelten sich unter den Preußen zunehmend wilde Feste und Feiern. Diese uferten so weit aus, dass ein Verbot aller Feierlichkeiten drohte. Mit der Gründung des Festordnenden Comités sollte dem entgegengewirkt und dem Fest ein Rahmen und eine festeStruktur gegeben werden. Mit der Organisation des ersten Kölner Rosenmontagszuges wollte das Comité den Kölner Jecken einen gemeinsamen Ort zum Feiern geben. So zog 1823 der erste Zoch über den Neumarkt, mit dabei der Held Carneval. Emanuel Stephan Ciolina-Zanoli, damals Produzent eines Kölnisch Wassers, verkörperte den jecken Herrscher als erster. Bis zur Reichsgründung 1871 blieb es beim Held Carneval. Mit der Entstehung des modernen deutschen Nationalstaats wurde aus dem Helden ein Prinz. 

Bauer und Jungfrau waren schon vor dem ersten gemeinsamen Auftritt als Dreigestirn Teil des Zochs: Beide sind allegorische, also „erfundene“ Figuren, die bestimmte Eigenschaften der Stadt Köln symbolisieren. Der Bauer gilt als Beschützer und Hüter der Stadt. Sein Dreschflegel steht für die Wehrhaftigkeit und die Stadtschlüssel, die bis heute bei der Proklamation von der Oberbürgermeisterin übergeben werden, für seine Rolle als Stadthüter. Die Jungfrau soll in ihrem Gewand mit römischen Verzierungen an die Stadtgründerin Agrippina erinnern. Ihre Krone stellt die ehemalige Stadtmauer dar und die zwölf Zinnen stehen für die zwölf Stadttore im Mittelalter. Außerdem steht sie für die „Jungfräulichkeit“ der Kölner Stadtmauer, die nie im Kampf erobert wurde (die Franzosen ließ man 1794 kampflos ein). Den Spiegel, den sie von der Oberbürgermeisterin überreicht bekommt, gibt es erst seit 1993. Eingeführt wurde er von Norbert Burger, dem damaligen Oberbürgermeister, um der lieblichen Jungfrau einen Spiegel für ihre Schönheit zu geben, aber auch um den Jecken im bildlichen Sinne den Spiegel vorzuhalten. Sowohl der Bauer als auch die Jungfrau haben einen direkten Bezug zur Stadt Köln und existieren nur deswegen. Im Gegensatz zur Fantasiefigur des Prinzen, der als „Jeckenherrscher“ ins Leben gerufen wurde, haben Bauer und Jungfrau also eine historische Bedeutung. Aber auch sie gehen nicht auf reale historische Figuren zurück.

Die Rolle der Prinzen-Garde und EhrenGarde

Begleitet wird das Kölner Dreigestirn von einem Prinzenführer, drei Adjutanten und einer Prinzenwache. Der Prinzenführer organisiert seit den 1930er Jahren nicht nur alles rund um das Dreigestirn und dessen Equipe, sondern hält auch an jedem Auftrittstag die Zeit im Auge: in Anbetracht der straffen Zeitpläne in der Session eine wichtige Aufgabe. Der Prinzenführer kann von jeder dem Festkomitee angeschlossenen Gesellschaft gestellt werden. 

Die Adjutanten kümmern sich jeweils um Prinz, Bauer und Jungfrau. Die drei sind von der Proklamation bis Aschermittwoch eine Mischung aus persönlichem Assistenten, Ankleidehelfer und ständiger Unterstützer. Sie kümmern sich um die Ornate, haben mit dem Prinzenführer den Zeitplan im Blick und tragen alles für den Auftritt Nötige bei sich. 

Die Adjutanten von Bauer und Jungfrau werden von der EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e.V. gestellt. Die Begleitung der EhrenGarde geht auf eine Absprache zwischen deren damaligen Präsidenten Heinz Dupp und Bauer und Jungfrau des Jahres 1902 zurück. Um Teil des Rosenmontagszuges zu sein, einigten die drei sich darauf, dass Bauer und Jungfrau vor sich im Zoch eine Lücke lassen würden, damit sich die EhrenGarde einreihen konnte. Neben dieser „Absprache“ in typisch kölscher Manier hat die Begleitung auch einen historischen Bezug. Die Wurzeln der EhrenGarde liegen im 13. Jahrhundert: Damals stellte der Rat der Stadt Köln eine Ehrenwache zusammen, die honorige Bürger begleitete, damit sie sicher durch die Stadt kamen. Die Gründung der EhrenGarde der Stadt Köln hatte zwar auch einen ironischen Ansatz, aber die Funktion ist bis heute ähnlich. Der Zusatz „der Stadt Köln“ bezieht sich auch auf die bereits erklärte symbolische Bedeutung von Bauer und Jungfrau.

Der Adjutant des Prinzen wird traditionell von der Prinzen-Garde Köln 1906 e.V. gestellt. Nachdem Bauer und Jungfrau ab 1902 von der EhrenGarde begleitet wurden, entstanden damals noch bei den Roten Funken die ersten Ambitionen, auch den Prinzen zu begleiten. Daraus ging 1906 die Prinzen-Garde hervor, die bis heute den Adjutanten und die Prinzenwache stellt. Die Wache, oder auch Equipe, begleitet das Dreigestirn durch die gesamte Session und zieht mit ihnen auf die Bühne auf. Sie besteht aus wechselnden Prinzen-Gardisten und wird vom Equipe-Chef angeführt. 

Im Laufe der Jahre wurde das Trifolium von den verschiedensten Gesellschaften gestellt. Die Historie Kölner Dreigestirn gibt einen Überblick über die vergangenen zwei Jahrhunderte.

Das moderne Dreigestirn

Heute ist das Dreigestirn in vielerlei Hinsicht das Zentrum des organisierten Kölner Karnevals. Die historische Bedeutung macht jeden Auftritt der drei besonders und verbindet das bunte Treiben von heute mit der jecken Geschichte der vergangenen 200 Jahre. Bis kurz vor dem zweiten Weltkrieg trat das Trifolium erst um Weiberfastnacht herum das erste Mal auf, und auch die große Proklamation wurde erst zu Zeiten des Nationalsozialismus eingeführt. Im Rahmen der Ideologie der Nationalsozialisten musste das Ganze prunkvoll ausgestaltet werden. Auch die Vielzahl der Auftritte ergab sich erst nach dem 2. Weltkrieg. Bis in die 60er Jahre legte der Prinzenführer morgens spontan fest, welche Sitzungen besucht werden sollten. Heute hat das Dreigestirn ein straffes Programm, welches bereits Monate im Voraus feststeht. Anders als mit guter Organisation und einem professionellen Buchungssystem ist das enorme Pensum nicht mehr zu schaffen. Denn das Dreigestirn bringt den Karneval buchstäblich zu den Jecken in jeder Ecke der Stadt.